Ich finde es immer wieder interessant, welchen Einfluss Macht auf unser Handeln hat. Im Jahr 2003 haben Keltner, Gruenfeld und Anderson dazu ein interessantes Experiment durchgeführt. Den genauen Literaturhinweis finden sie am Ende von diesem Beitrag. In dem Experiment ging es um Studenten und Kekse.
Die Studenten wurden in Gruppen zu jeweils drei Personen aufgeteilt. In jeder Gruppe sollten zwei der Studenten eine Studie erstellen und der Dritte sollte das Ergebnis der beiden Anderen überprüfen. Die Rollen wurden zufällig zugewiesen. Nach einer halben Stunde wurde den Studenten ein Teller mit fünf Keksen in den Raum gestellt und beobachtet was passiert. Wenn man drei Personen fünf Kekse gibt, kann das natürlich nicht gut gehen. Das Ergebnis ist überaus spannend.
Natürlich hat sich jeder erst einmal einen der Kekse genommen. Der letzte Keks wurde in keiner der Gruppen angerührt. Besonders interessant war aber, was mit dem vierten Keks passiert ist.
In jeder Gruppe hat sich der Student, der jeweils die Ergebnisse zu überprüfen hatte einen zweiten Keks (den vierten Keks) genehmigt. Besonders interessant ist aber, was auf den Videoaufnahmen des Experiments zu sehen ist. Der Extra-Keks wurde nicht etwa heimlich und mit schlechtem Gewissen verspeist. Nein, er wurde ganz im Gegenteil mit offenem Mund und besonders viel Gekrümel gegessen. Das Verspeisen des Keks war eine deutliche Machtdemonstration und Provokation. Man kann also davon ausgehen, dass sich der „Überprüfer“ als etwas besseres gesehen hat und dies auch zeigen wollte. Und das, obwohl ihm die Position rein zufällig und nicht auf Grund irgendeiner Leistung oder fachlichen Kompetenz zugewiesen worden ist.
Und was lernen wir daraus für unsere Projekte?
Stellen sie bei ihrem nächsten Meeting doch einfach einmal einen Teller mit zwei Keksen mehr auf den Tisch und beobachten sie, wer sich den vorletzten Keks nimmt. Das Ergebnis könnte äußerst interessant ausfallen. Und nehmen sie sich zusammen, damit sie sich nicht selbst diesen Keks nehmen. Was es bedeutet, wenn alle Kekse aufgegessen werden, lässt sich der Studie leider nicht entnehmen. Ich habe dort auch nicht finden können, ob man automatisch zum Anführer wird, wenn man sich selbst extra den vorletzten Keks nimmt. Aber das dürfen sie gerne austesten und mir dann im Kommentarfeld ihre Beobachtungen mitteilen. Vielleicht können wir das Experiment so gemeinsam vervollständigen.
Literatur
- Gruenfeld, D. H., Keltner, D., & Anderson, C. (2003). The effects of power upon those who possess it: An interpersonal perspective on social cognition. In G. Bodenhausen & A. Lambert (Eds.), Foundations of social cognition: A festschrift in honor of Robert S. Wyer, Jr. (pp.237-262). Hilldale, NJ: Erlbaum.